Wie können sehbehinderte Menschen lesen?Auch Menschen, deren Sehen beeinträchtigt ist, kommunizieren mit ihrer Umwelt und nehmen Informationen auf. Was hilft Ihnen dabei?

Großdruck

Die übliche Schrift der Sehenden ist die Schwarzschrift. Für sehbehinderte Menschen muss sie in aller Regel deutlich vergrößert werden, um das Lesen zu ermöglichen. Unter Großdruck versteht man Textausgaben in klarer, großer, mindestens 16 Punkt, Schrift. Ob dies jedoch ausreicht, hängt sehr stark von der individuellen Lesefähigkeit ab. Was für den einen noch gut lesbar ist, kann der andere noch nicht erkennen. Hilfe bieten an dieser Stelle digitale Texte, die der sehbehinderte Mensch mithilfe einer Software auf eine für ihn lesbare Größe bringen kann.

Brailleschrift

Die Brailleschrift wurde 1825 von dem Franzosen Louis Braille entwickelt. Sechs Punkte, zwei Reihen mit je drei Punkte nebeneinander, wie die Augen eines Würfels, bilden das Raster für die Punkte-Kombinationen, mit denen die Buchstaben dargestellt werden. Sie werden von hinten in das Papier gepresst, so dass sie als Erhöhung mit den Fingerspitzen abgegriffen werden können. Mit diesem Zeichensatz können unter anderem auch mathematische Formeln und Noten wiedergegeben werden. Bei der Computerschrift wird das Punktefeld um zwei Punkte erweitert.

Bei der Brailleschrift unterscheidet man zwischen der Vollschrift, die jedes einzelne Schwarzschriftzeichen als Braillezeichen darstellt, und der Kurzschrift. Kurzschrift wird zumeist verwendet, da sie platzsparender ist. Sie verkürzt die Texte um ca. 30 – 40 %. Dabei muss man sich mehr als 300 Kürzungen einprägen. Dann jedoch geht das Lesen wesentlich schneller.

Die Brailleschrift benötigt mehr Platz als die Schwarzschrift. Beispielsweise umfasst die Lutherbibel Ausgabe 1984 in Brailleschrift 32 große Bände!

Hier finden Sie weitere Informationen zur Brailleschrift und ein Braillealphabet: https://www.dbsv.org/brailleschrift-blindenschrift.html oder https://de.wikipedia.org/wiki/brailleschrift

DAISY-Format

DAISY ist eine Abkürzung, sie steht für Digital Accessible Information System. Damit wird ein weltweiter Standard bezeichnet für navigierbare, zugängliche Multimedia-Dokumente, der von den Blindenbüchereien der Welt entwickelt wurde. Es handelt sich um ein Hörbuch in einem besonders strukturierten mp3-Format. DAISY hat den großen Vorteil, dass eine CD in diesem Format wesentlich mehr Speicherplatz bietet als eine Audio-CD. Außerdem kann man darin, wie in einem richtigen Buch, „blättern“. Sie bietet dazu verschiedene Hierarchiestufen an. Besonders bei Sachbüchern ist es wichtig, dass man nicht nur Kapitel und Seiten, sondern sogar einzelne Sätze oder Fußnoten anwählen kann. In einer Bibel ist damit sogar eine versweise Navigation möglich.

Das DAISY-Hörbuch kann als reines Hörbuch oder auch als Volltext-Hörbuch erstellt werden, bei dem sehbehinderte Menschen den Text in der für sie nötigen Größe oder auf einer besonderen Ausgabezeile für Punktschrift mitlesen können.

Lormen

Das Lormen ist ein in die Hand geschriebenes Alphabet, bei dem bestimmte Zeichen an bestimmten Stellen der Handinnenfläche verschiedene Einzelbuchstaben des Alphabets repräsentieren. Hieronymus Lorm, nach dem das Tast-Alphabet für Taubblinde benannt wurde, hat als erster im deutschen Sprachraum mit seinem Hand-Zeichen-System taubblinden Menschen den Weg zur Verständigung mit anderen eröffnet. Mehr darüber erfahren Sie auf https://www.dbsv.org/taubblind.html

In den USA und anderen Ländern wird eher das Daktylieren genutzt, hierbei handelt es sich um das Abfühlen eines Fingeralphabetes. Wenn Gehörlose mit dem Fingeralphabet aufwachsen und es in der Zeit ihrer Erblindung gut beherrschen, lassen sich die einzelnen Buchstaben taktil abfühlen. Ebenfalls nutzen gehörlose Menschen, die später erblinden, die taktile Gebärdensprache. Auf die gebärdenden Hände seines Gesprächspartners legt der Taubblinde seine eigenen Hände. So kann die Form und die Bewegung der Gebärden abgefühlt werden.